1. „Albert Dulk Preis“ wurde am Freitag, 02.12.2016 überreicht

1. Verleihung des „Albert Dulk Preis“ am Fr 2.12.2016 

An diesem Abend wurde zum ersten Mal der neue vom Bürgerverein Untertürkheim
und dem Kulturhausverein Untertürkheim ins Leben gerufene „Albert Dulk Preis“
verliehen.
Preisträger 2016 ist der Stuttgarter Künstler Pablo Wendel, den lokalen Sonderpreis erhält Ulrike Küstler.
Den Rahmen der Preisverleihung bildete ein attraktives Kulturprogramm mit Patrick Bebelaars.

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Zum ersten Mal haben der Kulturhausverein und der Bürgerverein Untertürkheim am 2. Dezember in den Räumen des Kulturtreffs Untertürkheim den Albert-Dulk-Preis im festlichem Rahmen verliehen.

Erster Preisträger ist der Stuttgarter Performancekünstler Pablo Wendel. Der Sonderpreis ging an die Untertürkheimerin und langjährige Stuttgarter Stadträtin Ulrike Küstler. Geehrt werden mit dem Preis Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, Gesellschaftspolitik, Wissenschaft und Wirtschaft, die – wie der Namensgeber- mit Mut und Offenheit Grenzen überschreiten, die Freiräume schaffen und nutzen.

Namensgeber des Preises ist Albert Friedrich Benno Dulk, 1819 in Königsberg geboren, und gestorben 1884 in Stuttgart. In den letzten 13 Jahren seines Lebens machte Dulk Untertürkheim zu seiner Wahlheimat, wo er als schillernde Figur galt. Dulk war Literat und Revolutionär, Weltenbummler, Sozialist und Freidenker, Gründer eines der ersten deutschen Arbeitervereine; er lebte Monate lang als Eremit auf dem Sinai, durchschwamm als erster den Bodensee und war zeitweise mit drei Frauen gleichzeitig liiert. Als sein Leichnam zum Stuttgarter Güterbahnhof gebracht wurde, um ihn zur – in Württemberg verbotenen – Feuerbestattung nach Gotha zu überführen, folgten Tausende dem mit roten und schwarzrotgoldenen Schleifen bedeckten Sarg – eine Massendemonstration der seit sechs Jahren in Stuttgart verbotenen Sozialdemokratie.

Erster Träger des mit 3000 Euro dotierten Preises ist Pablo Wendel, auch er ein Grenzgänger zwischen Kunst und Gesellschaftspolitik. Unvergessen seine Aktion, bei der er sich 2006 in China als Terrakotta-Krieger in die Phalanx der Figuren schmuggelte und die chinesische Politik zu einer Reaktion auf die Frage zwang: Was geschieht, wenn man aus einem hochbewachten Museum nichts wegnimmt, sondern etwas hinzufügt? In ihrer Laudatio auf den Künstler stellte die Stuttgarter Kunsthistorikerin Andrea Welz diese und andere Aktionen Pablo Wendels vor: Das Bearbeiten eines Steinblocks, bis er komplett verschwunden ist; die Himmelfahrt eines Fischs und schließlich die von Pablo Wendel gegründete Gesellschaft, die Kunststrom ins öffentliche Stromnetz – die größte Skulptur überhaupt – einspeist.

Mit dem lokalen Sonderpreis werden Untertürkheimerinnen und Untertürkheimer geehrt, die mit ihrer Lebensgestaltung unkonventionelle, generationenübergreifende, interkulturelle Lebensformen abbilden. Die erste Preisträgerin Ulrike Küstler hat in ihrem Leben ganz im Sinn des Namensgebers Grenzen überschritten und für sich und andere Freiräume geschaffen und genutzt. In ihrer eindrucksvollen Rede schilderte sie eine Vita, die bestimmt war vom Kampf um Mädchen- und Frauenrechte, um Bildung für alle, um Gleichberechtigung, um die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit und gegen Berufsverbote. Sie sprach über Gewerkschaftsarbeit, den Kampf um den Erhalt des Hotels Silber – einst Gestapo-Zentrale – und seine Ausgestaltung in einen Lern- und Gedenkort. Und sie sprach von ihrem langjährigen Einzelkämpferinnendasein als Stadträtin der Linken.

Die nächste Preisverleihung ist für 2019 geplant, zu Dulks 200. Geburtstag.
Mehr Info auf www.albert-dulk-preis.de (ann)

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